"Sales vibes": Jugendliche feiern 100 Jahre Don Bosco in München
München - Kevin hängt den Jonglierteller vorsichtig an der Spitze des Stabes ein. Dann balanciert er Stab und Teller auf den Fingerspitzen senkrecht in die Höhe, macht aus dem Handgelenk ein paar kreisende Bewegungen – der Teller dreht sich. Als er zu Boden trudelt, lacht Kevin: „Das wird schon. Auf jeden Fall macht es Spaß.“
Jonglieren ist eines der vielen Angebote beim Jubiläumsfest im Münchner Salesianum. Seit 100 Jahren gibt es die Salesianer Don Boscos in der bayerischen Landeshauptstadt. In den vergangenen Monaten hat man dieses Jubiläums immer wieder gedacht: mit einem Festakt und Gottesdiensten, mit Ehrengästen aus Kirche und Gesellschaft, mit einer Feier für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jetzt sind die Jugendlichen dran. Dieser Abend gehört ihnen, den rund 450 Bewohnerinnen und Bewohnern: Auszubildende, Blockschüler(innen) und junge Menschen in Maßnahmen der Jugendhilfe. „Sales vibes“ lautet das Motto, was so viel bedeutet wie „Sales-Stimmung“, „Sales-Atmosphäre“.
Und Stimmung und Atmosphäre sind zu spüren. Auf den weitläufigen Fluren sind gutgelaunte Menschen unterwegs, es duftet nach Punsch und Spekulatius. Aus einem der Räume im Erdgeschoss ist Jubel zu hören. Beim Kickern hat eine Mannschaft mal wieder den Ball im Tor versenkt. Kiara und Geli, die gerade ihre Ausbildung zur Chemielaborantin machen, schauen zu. „Kicker spielen wir oft. Aber heute Abend ist ein Turnier, das ist etwas Besonderes.“ Überhaupt hätten sich die Hauptamtlichen viel Mühe gegeben mit dem Fest, „vor allem beim Essen“. Das Büffet mit italienischen Antipasti, mit Nudeln und Gemüse ist eine Reminiszenz an den Gründer der Salesianer, Don Bosco.
Eindrücke vom Festabend
Nach dem Turnier wollen sich Kiara und Geli im Haus umschauen. Denn ausnahmsweise stehen alle Bereiche und Wohngruppen Interessierten offen. Zum Beispiel die Abteilung Jugendhilfe, ein von Pädagogen betreuter vollstationärer Bereich. Dort übt ein junger Mann auf dem Flur ein paar Takte auf der Krar, einem traditionellen Saiten-Instrument aus Eritrea. Wo er damit spielen will? Beim Lagerfeuer, unten im Hof. Zum Glück kann es wie geplant stattfinden, das November-Wetter hat ein Einsehen. 20 junge Menschen finden rund um das Feuer Platz, spielen Gitarre, singen, reden. Die Organisatoren der Bingo- und Pokerstation warten derweil noch auf Spielfreudige, und auch in der Disco können die DJs in Ruhe ihren Soundcheck machen – die Tanzfläche ist leer. „Da wird erst später etwas los sein“, sagt Martina Edenhofer. Um halb sieben sei es für Bingo, Poker und Tanzen noch zu früh.
Edenhofer ist Pastoralbeauftragte im Salesianum und hat das Fest mitorganisiert. Ihr Ziel sei es gewesen, mit „Sales vibes“ einen besonderen Rahmen für Begegnungen zu ermöglichen, die Menschen in Bewegung zu bringen. „Wir wollen zeigen, wie vielfältig das Leben bei uns ist. Wir wollen die Atmosphäre bei uns sinnlich erlebbar und Lust auf Entdeckungen machen.“ Dass das den Verantwortlichen gelungen ist, kann Sajad nur bestätigen. Er gehört zu einer teilbetreuten Gruppe, in der geflüchtete wie einheimische junge Männer zusammenleben, zur Schule gehen oder eine Ausbildung machen. Sajad lässt sich das Mango-Lassi schmecken, das eine Betreuerin anlässlich des Festes gemixt hat. Auch er will später zum Lagerfeuer gehen, singen, ein bisschen Party machen. Was würde er dem Salesianum wünschen, zum Jubiläum? „Ich wünsche mir, dass auch in Zukunft so viele Jugendliche hierherkommen können. Und dass sie hier so glücklich sind wie wir.“
Text: Stephanie Steidl, Fotos: Robert Kiderle