Corona ist eine Herausforderung für die Pädagogen
Robert Mayr arbeitet als pädagogische Fachkraft im Salesianum und betreut im Haus die integrative Wohngruppe Torino. Mit ihm sprachen wir über den Alltag und die Herausforderungen in der Corona-Zeit.
Wie hat sich das Leben in den Wohngruppen seit Beginn der Corona-Krise verändert?
Eigentlich hat sich im Großen und Ganzen gar nicht so viel verändert. Die jungen Menschen, die sich in der Ausbildung befinden, müssen – mit einer Ausnahme – alle arbeiten. Anders sieht es für die Schülerinnen und Schüler in unseren Jugendhilfe-Wohngruppen aus: Für sie fällt natürlich der Unterricht aus und sie verbringen die meiste Zeit in der Einrichtung. Mit allen dazugehörigen Folgen: Zwar machen sie die Aufgaben, die sie vonseiten der Schule bekommen, aber ihnen ist oft auch langweilig. Die üblichen „Bespaßungsangebote“ fallen jetzt ja fast alle weg. So haben sich seitdem auch die Aufgaben für uns Pädagogen ein bisschen verändert. Wir machen jetzt sozusagen „Homeschooling“ – obwohl der Begriff vielleicht doch etwas übertrieben ist. Wir sind schließlich keine Lehrer, aber wir sitzen nun bei den Jugendlichen und unterstützen sie bei ihren Aufgaben.
Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen?
Wir haben auch einige Abschlusskandidaten, die jetzt zum Beispiel die Berufsausbildung beenden. Eigentlich hätten im April die Prüfungen stattfinden sollen, aber die sind jetzt natürlich verschoben worden. Für einen unserer Auszubildenden bedeutet das ganz konkret, dass vor seinen Prüfungen kein Schulblock mehr stattfindet. Das wird jetzt zur Herausforderung für uns, ihn dabei zu unterstützen, dass er seine Prüfungen schafft – die werden durch die Situation schließlich nicht leichter. Außerdem betreuen wir noch einen Schüler, der sich in der Abschlussklasse befindet.
Wie ist im Allgemeinen die Stimmung in Ihrer Wohngruppe?
Die Stimmung ist sehr unterschiedlich. Zum einen haben wir einige Auszubildende, die im Einzelhandel arbeiten und aktuell sehr gestresst und auch überarbeitet sind. Hinzu kommt der Ramadan und einige von ihnen fasten gerade. Auch gehen die Jugendlichen im Allgemeinen sehr unterschiedlich mit der Situation um: Ein Teil von ihnen betrachtet die Zeit als Corona-Ferien, sie verhalten sich eher passiv. Andere dagegen sind sehr aktiv, machen die Aufgaben, die sie von der Schule bekommen, umgehend fertig und fragen schon nach den nächsten. Sie können sehr gut mit der Situation umgehen.
Ansonsten ist es tatsächlich entspannt – und das obwohl die ganzen Sportangebote wegfallen. Zu Beginn sind wir noch regelmäßig zu zweit laufen gegangen. Aber die Turnhalle fehlt schon sehr, wo wir oft gemeinsam Volleyball und Fußball spielen. Allerdings haben sich die Jugendlichen besser auf die Situation eingestellt, als ich erwartet hätte.
Hat die aktuelle Situation auch etwas Positives?
Positiv ist vielleicht, dass mehr Zeit für Gespräche mit den Jugendlichen bleibt. Denn es fallen nicht nur für uns Termine weg, auch die Jugendlichen können bei Behörden oder im Jugendamt keine Termine wahrnehmen. So hat man mehr Zeit für den Einzelnen, nimmt den einen oder anderen zum Beispiel zum Einkaufen mit und spricht einfach über Alltägliches und tauscht sich aus. Das ist durchaus sehr positiv.
Interview: RefÖA